FeLV – DER VIELSCHICHTIGE DAUERGAST

Das „Feline Leukemia Virus“ (FeLV) ist ein Retrovirus. Also ein Virus dessen Genom normalerweise in Form von einzelsträngiger RNA vorliegt und erst nach der Infektion eines Wirtes in doppelsträngige DNA umgeschrieben wird, damit diese dann erfolgreich in das Genom des Wirtes integriert werden kann (dann Provirus genannt). Damit handelt es sich bei FeLV um einen sogenannten persistierenden Krankheitserreger, also einen, der dauerhaft erhalten bleibt. Die Virusinfektion kann Immunsuppression, Anämie, Lymphomen und andere Erkrankungen induzieren.

Bei FeLV unterscheidet man vier verschiedene Verlaufsformen der Infektion.

Bei einer progressiven Infektion besteht die Virämie (Das Vorkommen von Viren im Blut) lebenslang und die infizierte Katze scheidet kontinuierlich Viruspartikel aus. Solche Katzen sind Antigen- und Provirus-positiv und zeigen typische FeLV-assoziierte Krankheitsbilder. Mit guter Betreuung können betroffene Katzen aber ein langes und glückliches Leben führen.

Eine regressive Infektion ist transient oder kann gar nicht nachgewiesen werden, aber die provirale DNA kann in den Wirtszellen nachgewiesen werden. Eine Diagnose ist schwierig, weil ein Antigen-Test negativ ausfallen wird. Nur per Provirus-PCR lässt sich diese FeLV-Form einwandfrei diagnostizieren. Betroffenen Katzen zeigen sich in der Regel gesund und scheiden keine Viruspartikel aus. Stress und/ oder eine Corticoidbehandlung können die Virämie aktivieren und in eine progressive Infektion umwandeln.

Zu keiner Virämie kommt es bei einer abortiven Infektion. Infizierte Katzen scheiden keine Viruspartikel aus und zeigen sich gesund. Sie sind sowohl Antigen- als auch Provirus-frei. Lediglich über FeLV-Antikörper könnte eine Diagnose dieser Form stattfinden, aber einen verlässlichen Test gibt es bisher nur in UK.

Eine fokale Infektion ist eher selten. Hier kann das feline Immunsystem die Virusreplikation auf bestimmte Gewebe beschränken, wodurch die Katze gesund bleibt und Testergebnisse widersprüchlich sein können.

Die Diagnose von FeLV erfolgt am besten durch den p27- Antigennachweis. Dieser kann beim Tierarzt gemacht werden und sollte bei einem positiven Ergebnis nach 6-12 Wochen wiederholt werden, um im Falle eine persistierende Virämie zu bestätigen.

Diverse PCR-basierte Tests, gegen den Provirus oder die Virus-RNA gerichtet, sind verlässlicher und können schon sehr früh Infektionen detektieren, sind aber auch kostspielig und dauern länger, da sie in speziellen Laboreinrichtungen durchgeführt werden müssen. Tests, die virus-neutralisierende Antikörper und somit die Immunität gegen FeLV nachweisen, gibt es bisher nur in UK.

Was ist FeLV?

FeLV ist eine hochgradig ansteckende Retroviruserkrankug, die verschiedenartige Verlaufsformen haben kann.

Wie wirkt FeLV?

Die Virusinfektion kann Immunsuppression, Anämie, Lymphone und andere Erkrankungen induzieren.

Welche Risiken birgt FeLV?

FeLV ist nicht nur hochgradig infektiös, sondern es kann auch auf Grund der Immunsuppression zu Sekundärerkrankungen kommen.

Wie lebt es sich mit FeLV?

Eine infizierte Katze kann ein langes und glückliches Leben führen, so lange bei Sekundärerkrankungen rechtzeitig und schnell gehandelt wird.

Katzen, die mit FeLV infiziert sind, scheiden kontinuierlich Viruspartikel über ihren Kot, Urin, Speichel und sogar über die Milch aus. Das bedeutet, dass, ganz im Gegensatz zu FIV, Katzen nicht nur durch Bisswunden infiziert werden können, sondern durch jeden Kontakt mit einer infizierten Katze.
So kann eine Übertragung von FeLV sogar durch die gemeinsame Nutzung von Katzentoiletten, Wasser- und Futternäpfen und die gegenseitige Fellpflege stattfinden. Auch eine infizierte Mutterkatze kann allein durch ihre Tragezeit oder spätestens die Stillzeit ihre Katzenwelpen infizieren. Dabei gilt es auch zu bemerken, dass junge Katzen und Kitten durch ihr noch unreifes Immunsystem einem deutlich höheren Risiko zu erkranken, ausgesetzt sind.

Außerhalb des Katzenkörpers überlebt der Virus nicht lange und kann durch reguläre Putz- oder Desinfektionsmittel unschädlich gemacht werden, weshalb es unwahrscheinlich ist, dass sich eine Katze ohne längeren Kontakt zu einer anderen Katze anstecken kann. In feuchtem Milieu wie Kot oder Blut, kann der Virus deutlich länger infektiös bleiben.

Auch hier ist es wichtig zu wissen, dass FeLV nicht durch die Luft oder auf Menschen und andere Spezies übertragen werden kann.

© Claudia Horntrich

FeLV verbreitet sich durch jede Art von Kontakt mit einer infizierten Katze oder ihren Ausscheidungen.

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FeLV überträgt sich durch das Teilen von Katzentoilette, Futter- und Wassernäpfen oder durch regulären Kontakt zwischen Katzen.

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FeLV kann von einer infizierten Mutterkatze auf ihre Welpen übertragen werden. Besonders junge Katzen und Kitten tragen ein erhöhtes Risiko.

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FeLV verbreitet sich NICHT durch die Umgebungsluft und kann NICHT auf Menschen oder andere Tierarten übertragen werden.

Im Gegensatz zu FIV, gibt es gegen FeLV tatsächlich bereits einige Therapien, die den Virustiter im Blut tatsächlich signifikant senken können, aber diese Therapien haben oft erhebliche Nebenwirkungen oder sind nicht in allen Fällen wirksam oder verfügbar. Es gibt keine endgültige Heilung gegen FeLV, schon gar nicht gegen eine progressive Infektion. Am wichtigsten ist es daher, betroffene Katzen eher gegen spezifische Sekundärinfektionen (siehe FIV) und Neoplasien (z.B. Lymphome) zu behandeln. Hier sind unterstützende Therapien und Präventivmaßnahmen essenziell, und infizierte Katzen sollten regelmäßig ihrem Tierarzt vorgestellt werden. Immunsuppressive Medikamente sollten bei infizierten Katzen möglichst immer vermieden werden.

Im Gegensatz zu FIV, gibt es eine Impfung gegen FeLV. Diese bietet zwar keinen 100%igen Schutz, aber gerade Freigänger und junge Katzenwelpen sollten regelmäßig geimpft werden, um das Expositionsrisiko zumindest zu minimieren. 

Wie kann ich meine Katze mit ihrem FeLV unterstützen?

Da eine Impfung keinen vollständigen Schutz darstellt, ist der einzig sichere Weg, um die geliebte Katze vor FeLV zu schützen, der, den Kontakt mit FeLV-infizierten Katzen zu vermeiden. Es wird empfohlen, Katzen im Haus und fern von potenziell infizierten Katzen zu halten. Wenn Freigang erlaubt ist, sollten die Katzen beaufsichtigt oder in einem sicheren Gehege untergebracht werden, um Streunen und Kämpfe zu verhindern. Alle Katzen sollten vor der Aufnahme in ein neues Zuhause auf FeLV getestet werden, und infektionsfreie Katzen sollten getrennt von infizierten Katzen untergebracht werden. Futter- und Wassernäpfe sowie Katzentoiletten sollten nicht von FeLV-infizierten und nicht infizierten Katzen gemeinsam genutzt werden. Leider werden viele FeLV-infizierte Katzen erst diagnostiziert, nachdem sie mit anderen Katzen zusammengelebt haben. In solchen Fällen sollten alle anderen Katzen im Haushalt auf FeLV getestet werden. Idealerweise sollten infizierte und nicht infizierte Katzen anschließend getrennt werden, um eine mögliche FeLV-Übertragung auszuschließen. Natürlich ist es hier auch wichtig zu erwähnen, dass eine Kastration der Katze diese vor langem Streunen und Revierkämpfen bewahrt und somit das Infektionsrisiko senkt.

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Regelmäßige Tierärztliche Versorgung um Sekundärerkrankungen schnell abzuklären und  zu behandeln. Regelmässige Impfung auch wenn diese keinen 100%igen Schutz bietet. Je nach Verlaufsart, kann eine Therapie den Virentiter senken.

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Den Kontakt zu FeLV-infizierten Katzen streng vermeiden.

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Die Haltung als Indoorkatze unter der Nutzung von abgesicherten Außenbereichen oder Balkons verhindert eine Infektion.

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Eine stetige Überwachung von Gewicht, Appetit, Aktivitätsniveau, Ausscheidungsgewohnheiten, Aussehen von Maul und Augen sowie dem Verhalten.

Fazit:

Obwohl die Diagnose einer FeLV-Infektion ein Schock sein kann, ist es wichtig zu wissen, dass Katzen mit FeLV über längere Zeit ein ganz normales und glückliches Leben führen können. Die durchschnittliche Überlebenszeit von Katzen nach der FeLV-Diagnose beträgt 2,5 Jahre, wobei Katzen mit einer regressiven Infektion sogar noch deutlich länger leben können. Sobald bei einer Katze FeLV diagnostiziert wurde, ist die sorgfältige Überwachung von Gewicht, Appetit, Aktivitätsniveau, Ausscheidungsgewohnheiten, Aussehen von Maul und Augen sowie das Verhalten ein wichtiger Bestandteil der Behandlung dieser Krankheit. Bei Anzeichen von Anomalien in einem dieser Bereiche sollte sofort ein Tierarzt aufgesucht werden.

(Quellen: European Advisory Board on Cat Disease, https://www.vet.cornell.edu, picture copyright by Claudia Horntrich)